Ich glaube wri waren alle schon mal in der Situation, dass wir ein Land oder eine Stadt besuchen und…. es klickt NICHT. Oder das was klickt ist irgendwie total verkehrt.

Die Gründe sind so vielfältig wie oftmals trivial. Das Wetter ist ausgerechnet an diesem einen Besuchstag einfach schlecht, der eine Typ, der einen auf der Strasse anrempelt (wodurch sich in der Folge die neue Tasche mit allem darin in die Pfütze ergiesst…), die architektonischen Highlights der Stadt lösen Schulterzucken anstelle von Entzücken aus. Alles schon erlebt – man fährt wieder weg, sagt den Freunden, dass man da nicht wieder hin muss.

Als Expat – also als jemand, der ausserhalb seines Heimatlandes lebt kommt das auch vor. Und ich glaube, dass die Meinungsbildung oft ebenso schnell und instinktiv stattfindet wie beim Wochenend-Touristen.

Meine persönliche, total unrepresäntative Erfahrung ist, dass ich bei einem Ortswechsel (ja, das gilt auch innerhalb von Deutschland: ich war nie so sehr Expat wie als Rheinländer in Schwaben!) meinen Radar auf super-sensibel stelle und versuche so viel wie möglich zu beobachten, Zwischentöne zu erfassen und zu verstehen, wie man sich auf diesem fremden, unbekannten Terrain zu bewegen. So angemessen dieser Überlebensinstinkt einerseits ist, verleitet er auch zur Überinterpreation von Kleinigkeiten… was auch nicht wirklich sinnvoll ist. Aber wer hat schon den Abstand von sich selbst, das zu merken…

Mein Paradebeispiel von “Da muss ich nicht mehr hin” war immer Den Haag (nein, nicht Schwaben). 2008 bin ich nach Den Haag gezogen – in einer schwierigen emotionalen Situation. Ich kam in ein berufliches Umfeld das im Umbruch war – und in dem viele um ihre Existenz fürchteten. Das politische Klima in Den Haag war ebenfalls nicht einfach – die Rechtspopulisten waren auf dem Vormarsch. Mit diesem Gepäck wurden viele Situationen ungemütlich und es gab viele Überraschungen die ein Bild prägten, das sich in meinem Kopf fest setzte.

Als ich Den Haag verliess dachte wirklich, dass ich eher die Hölle zufriert, als dass ich wieder nach Den Haag gehen würde um dort zu leben und arbeiten.

Eagles Album: Hell freezes over - I so much better undestand "The Eagles" now...

Eagles Album: Hell freezes over – must fitting album title!

Aber, es ist 2014 und hier bin ich wieder! Und was noch erstaunlicher ist: Ich geniesse es in vollen Zügen!

Also was ist anders, dass dieselbe Stadt sich so anders anfühlt? Zum einen geht es mir besser als 2008. Um mich herum sind die Gläser (mindestens) halb voll und ich freue mich an allem, was ich sehe. Das berufliche Umfeld hat in den letzten Jahren viel an Umbruch erlebt. Ich komme in einer Zeit dazu, wo Dinge positiv gestaltet werden können.

Was ich diese Woche sehr genossen habe war der Radweg zur Arbeit. Von Schevenigen aus radel ich 25-30 Minuten. Es ist eine richtige kleine Reise, die mich zuerst durch ein Stück Parkwald führt, am wunderschönen Friedenspalais vorbei und in die kleinen, schönen Strassen der Innenstadt mit ihren Geschäften und Cafes. Dann durch China Town mit seinen roten chinesischen Lampen bis man sich dem Bahnhof Holland Spor annähert. Die Firma liegt auf der anderen Seite des Bahnhofs.

"Peace" written in the languages of the world. in front of Peace Palace, The Hague (Netherlands)

“Peace” written in the languages of the world.
in front of Peace Palace, The Hague (Netherlands)

Peace Palace / Friedenspalais The Hague, Netherlands

Peace Palace / Friedenspalais
The Hague, Netherlands

Für mich sind das 30 vergnügliche Minuten auf dem Rad – viel besser als die Strecke vor 6 Jahren. Und das ist eben auch einer der Lerneffekte: Es ist für mich entscheidend, dass ich in einer Umgebung wohne, wo ich nette Bars und Cafés in der Nähe habe und in der ich mich grundsätzlich gerne bewege. Und darum haben wir die Wohnungssuche auch genau danach ausgerichtet.

Der unwahrscheinliche Expat in Den Haag freut sich auf das, was kommt.

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