
Liebe Freunde!
Bei der Ankunft in Lapalud sind wir nur knapp einem stundenlangen Gewitter mit Dauerregen entgangen. Aber so was von knapp… es fing an dicke Tropfen zu regnen als wir ankamen und legte während des Abends und der Nacht richtig los. Wir hatten zum Glück Abendessen in der wunderschönen Herbege (www.ferme-terrebioprovence.com) bestellt – und wieder einmal haben wir herrlich geschlemmt!
Wir waren mit 3 Paaren am Tisch – eines aus England, das aber seit gut 30 Jahren in der Schweiz lebt, eines aus Frankreich und wir. Nach einer Weile fanden wir heraus, das die gemeinsame Sprache am ehesten Deutsch war, denn die Engländer konnten ganz gut Deutsch, der französische Herr kam aus dem Elsass und sprach perfekt Deutsch und seine Frau verstand alles, sprach aber weniger und Olli konnte ebenfalls sein Deutsch praktizieren. Es war ein herrlicher Abend!
Uns war wegen der Wettervorhersage Angst und Bange – es sah nach schlimmem Unwetter aus, was uns in den beiden kommenden Tagen bevorstehen würde. Und tatsächlich gab es in Montpellier, an dem wir am Tag 19 ja vorbei wollten schlimme Überschwemmungen. Aber wir hatten wahnsinnig Glück. Es wurden zwei tolle Fahrradtage – das Wetter war so gut, dass ich mir einen leichten Sonnenbrand auf den Armen eingehandelt habe.
Tag 17 führte uns von Lapalud über Avignon nach Theziers. Während wir die ganze Zeit ängstlich gen Himmel schauten blieb der friedlich und wir genossen die Landschaft und die schöne, ruhige Strecke. In Avignon haben wir dann in mitten der schönen alten Gemäuer zu Mittag gegessen, bevor es mit leicht überfüllten Bäuchen weiter nach Theziers ging.


Schwierig war bei der Etappe, dass die Streckenlänge (wir benutzen kein GPS) bis Avignon vollkommen falsch war. Wir waren 60 anstatt 35 Kilometer unterwegs – da kommt die Planung erst mal durch einander. Glücklicherweise war der zweite Streckenabschnitt von der Länge wie erwartet und wir waren am Ende etwa 90 Kilometer lang unterwegs. Wir haben in einem Weingut übernachtet, das Zimmer anbot – und zu Ollis Freude gab es eine Sauna. Da machte es fast nichts, dass wir noch ins Dorf wandern mussten, um uns mit Essen zu versorgen.

Von Theziers ging es nach Aigues-Mortes. Wieder war Katastrophen-Wetter angekündigt und wieder war es ein schöner, sonniger Tag. Uns fiel auf, dass wir an immer mehr Pferdekoppeln und Bullen mit beeindruckenden Hörnern vorbei kamen auf unserer Strecke – das hatten wir bis dahin nie und richtig: Wir waren in der Camargue! Intern haben wir seitdem allerdings die Diskussion um das Wort “flach” verstärkt. Für mich ist eine Gelände flach, wenn ich mich im wesentlichen ohne Höhenunterschiede voran bewege. Und das schien mir nicht der Fall zu sein, da ich über weite Strecken im ganz kleinen Gang die Berge hoch hechelte und mit 40km/h auf der anderen Seite wieder runter schoss. Ergo: NICHT flach! Haha, sagt da der Olli – alles falsch! Denn, so die Finnische Logik, das gleicht sich ja aus und im Mittel ist es flach. Ihr habt keine Ahnung wie egal mir das “Mittel” sein kann, wenn ich ausser Puste bin!
Aigues-Mortes war dann ein echtes Erlebnis. Die Stadt, die der Ausgangspunkt für den 7. Kreuzzug war, hat eine komplett erhaltene Stadtmauer und eine schöne Atmosphäre in den kleinen Gassen. Im “Le Dit Vin” haben wir hervorragend gegessen – und Olli fand in seinen Austern doch tatsächlich eine kleine Perle! Die begleitet uns jetzt als ganz spezielles Souvenir. So sind dann glücklich ins Bett gefallen, um die leichte letzte Strecke bis ans Meer in Angriff zu nehmen.


Hatten wir das nicht schon mal, dass die Dinge manchmal ganz anders sind als erwartet? Die 55 Kilometer waren tatsächlich flach (auch nach meiner Definition) und es war entweder windstill oder wir hatten Rückenwind – also beste Voraussetzungen für eine nette Spazierfahrt immer am Wasser lang. Denkste!

Die Strecke war die eindeutig schwierigste’ die wir bisher gefahren sind. Kurz hinter Aigues-Mortes ging der Radweg von Kies auf Lehm und von da in die Baustelle einer Strasse. Tiefer, vom Regen der letzten Tage vollkommen aufgeweichter und nasser Lehm machte das Fahrradfahren sehr langsam und sehr kraftaufwändig. Als des einmal überstanden war landeten wir auf einer normalen Strasse – die sich in eine Schnellstrasse verwandelte. Das war dann zwar schneller zum Radeln aber ziemlich stressig. Und weil es so schön ist, hatten wir die Kombination aus Baustellen-Radweg und Schnellstrasse später noch einmal. Nach den 50 Kilometern waren wir fix und fertig. Aber: Wir sind in Sete und heute Abend geht es zu “Chez Francois” wo wir lecker Meeresfrüchte essen werden. Und morgen ist Ruhetag – nach 1551 gefahrenen Kilometern eine echte Wohltat!!!
Und falls es Zweifel gibt – hier sind wir bei Chez Francois – einer der Gründe für eine lange, lange Fahrradreise…


Bis dann
Claudia & Olli
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