Barcelona Eindrücke – 3

Liebe Freunde,

die vergangene Woche war voll gepackt mit Besichtigungen und Touren – und weiteren langen Spaziergängen, so dass ich kaum weiss wo ich anfangen soll…

Am Sonntag haben wir uns ein Auto geliehen und sind nach Montserrat und Sitges gefahren. Die Felsformationen von Montserrat sind von nah wie fern sehr beeindruckend – es geht etwa 10 Kilometer lang über Haarnadelkurven stetig bergauf bis man am Parkplatz ankommt von dem aus man dann das Kloster besuchen und zu Wanderungen und Klettertouren aufbrechen kann. Auf diese Idee waren auf einen Sonntag allerdings nicht nur wir gekommen… und bevor wir den Parkplatz erreichten (da waren wir am Berg bereits 90 Minuten im Schneckentempo unterwegs) beschlossen wir doch lieber umzukehren. Es war sehr, sehr voll. Gelohnt hatte es sich aber trozdem – die Ausblicke waren toll.

View on Montserrat -1

View on Montserrat -1

Abbey on Montserrat

Abbey on Montserrat

In Sitges, einer hübschen kleinen Küstenstadt haben wir dann den Nachmittag verbracht. Wir stromerten durch die Strassen, spazierten am Strand und der Strandpromenade entlang und hatten ein grossartiges Essen –  und kamen sehr erholt wieder in Barcelona an.

Family picture Sitges

Family picture Sitges

Flower Power Girls!

Flower Power Girls!

In Barcelona ist der sogenannte Modernisme (http://en.m.wikipedia.org/wiki/Modernisme)- der Jugendstil allgegenwärtig. Der bekannteste Vertreter ist sicherlich Antoni Gaudi, aber auch andere, wie der Domenech i Montaner haben Ihre Spuren hinterlassen. Und beiden sind wir diese Woche nachgegangen.

Wir haben uns die Sagrada Familia – inklusive zweier Türme (A. Gaudi) angesehen und das Palau de la Musica Catalana von Lluis Domenech i Montaner. Die Sagrada Familia, die 2030 fertig gestellt werden soll ist immer wieder interessant zu sehen – die Veränderungen und die Wirkung, die sie mehr und mehr entfaltet. Wir haben die Tickets online gekauft, was problemlos geklappt hat. Durch Vorzeigen von  Smartphone oder Tablett kommt man ohne schlange-stehen genau zum geplanten Zeitpunkt dran – sehr praktisch!

Windows of Sagrada Familia

Windows of Sagrada Familia

View on Barcelona from Sagrada Familia Tower

View on Barcelona from Sagrada Familia Tower

Stairs in Sagrada Familia -2

Stairs in Sagrada Familia -2

Allerdings sind die Treppen der Türme in der Sagrada Familia wirklich und ernsthaft nichts für Leute mit Höhenangst und Schwindelgefühlen. Die berühmten Fotos die aussehen wie ein Schneckengehäuse sind sehr real und das ist nichts für schwache Nerven! Wir haben allesamt schwer geatmet als wir endlich unten angekommen sind…

Stairs in a tower of Sagrada Familia (looking up)

Stairs in a tower of Sagrada Familia (looking up)

Das Palau der la Musica Catalana ist ein weiteres Bauwerk das sich auf der Liste der UNESCO Welterbe befindet.

Der Musikpalast war ein historisch interessantes Unterfangen. Finanziert aus privaten Mitteln bot er den Chören Barcelonas die Möglichkeit zu proben und sich zu präsentieren, was zuvor nicht möglich war. Mit diesem Gebäude konnten bürgerliche und klassische Musikdarbietungen ein gemeinsames Zuhause finden.

Ceiling light in Palau de la Musica

Ceiling light in Palau de la Musica

Palau de la Musica Catalana

Palau de la Musica Catalana

Und weil wir gerade im Kulturrausch waren haben wir uns im Liceu – der Oper – La Traviata angesehen und das ebenfalls berauschend opulente Ambiente und die wunderbare Aufführung genossen. Viel Kultur und Landschaft in einer einzigen Woche – herrlich!

Der nächste Post wird wohl aus Den Haag kommen – wo ich meine Zelte für die nächsten 14 Monate aufschlagen werde. Auch da wird es wieder viel zu berichten und (wieder-) entdecken geben!

Barcelona Erfahrungen (2)

Liebe Freunde,

 

inzwischen haben wir uns wieder an das Stadtleben gewöhnt und geniessen es jeden Tag soviel Zeit wie möglich im Freien zu verbringen. Wir wandern stundenlang durch die Stadt, die Parks und am Meer entlang und ich frage mich, wie es wohl sein wird wieder im Büro zu sein…

Einer der Spaziergänge führte uns zur Carreter de les Aiguës

Carreterra de las Aiguës -1

Carreterra de las Aiguës -1

Entrance into Carreterra de les Aiguës

Entrance into Carreterra de les Aiguës

– einer Strecke von 9 Kilometern, die flach am Berg entlang führt. Der Weg bietet Ausblicke auf Barcelona und das Meer während seiner gesamten Strecke und ist einen Besuch wert. Nur die Einstiege in die Carreterra de les Aiguës sind abenteuerlich. Es geht zum Tibidabo immer steil hoch und die Einstiege sind wenig mehr als Trampelpfade. Das finden wir bei der offensichtlichen hohen Nutzung sehr erstaunlich. Aber wahrscheinlich sind wir Nordeuropäer da einfach nicht flexibel genug.

 

Tibidabo

Tibidabo

View to Tibidabo from Furnicular

View to Tibidabo from Furnicular

Die Treffen mit unseren Freunden finden eher in der Mittagszeit statt. Da werden die Kalender in der Arbeit irgendwie frei gehalten und wir sehen uns für ein paar Stunden. Auch wenn das wenig scheint – es sind immer intensive Gespräche. Und dieses Mal haben wir die Möglichkeit den einen oder anderen mehrmals zu sehen. Als wir Ende der letzten Woche in unserem Lieblingslokal in Gracia (das nur für 26 Leute Platz bietet) aber zufällig auf 2 meiner Ex-Kollegen der Deutschen Bank trafen, die ich seit 11 Jahren nicht gesehen hatte, da war ich doch baff…

Dieses Wochenende werden wir uns Montserrat ansehen und dann mit dem Auto einen teil der schönen Strecke fahen, die wir mit dem Fahrrad gemacht haben – wir erwarten, dass Suska und Annina angemessen beeindruckt sind von der Landschaft und unserer Leistung 🙂

Bis bald

Claudia & Olli

Tag 25: Barcelona!

Liebe Freunde,

als es heute morgen von Blanes aus auf die letzte Etappe nach Barcelona ging waren wir beinahe so aufgekratzt wie beim Start der Tour in Bonn… es ist schon etwas ganz besonderes das Ziel tatsächlich in Reichweite zu haben, auf das man sich seit fast vier Wochen hin bewegt hat.

Die Etappe selbst ging von Beginn bis Ende über die N-II am Meer entlang. da wir mit dem Autoverkehr die Strasse teilten und den Strassenrand nutzten waren wir nicht sicher, ob es eine angenehme Schlussetappe werden würde oder nicht. Aber es war überhaupt kein Problem – denn auf der N-II waren mehr Radfahrer unterwegs als Autos. Viele grüssten oder feuerten uns an – und Olli und ich kamen aus dem Dauergrinsen nicht heraus. Einer der Rennradfahrer begleitete uns gut 10 Kilometer weit und unterhielt sich angeregt mit uns. Es sei ihm eine Ehre ein paar Kilometer mit Leuten zu fahren, die eine solche Reise gemacht hätten, meinte er. Das wolle er auch einmal machen…

Arrival in Barcelona with Sagrada Familia in the background

Arrival in Barcelona with Sagrada Familia in the background

Ich erinnere mich, dass wir das auch mal gesagt haben als uns unser Freund Lars von seiner Bonn-Barcelona Radtour erzählt hat… (danke Lars! Das werden wir Dir beide nie vergessen!)  Es ist einfach wunderbar wenn man seine Träume erfüllen kann!

Adeu aus Barcelona meine Freunde und danke für all Eure Unterstützung

Claudia  & Olli

Tag 22, 23 & 24: Die Berge rufen!

Liebe Freunde,

der Tag 21 endete in Argeles sur Mer mit einem schönen Essen und wir haben morgens ein tolles Frühstück genossen und uns pseudo-sportlermässig Rühreier in den Bauch geschlagen, damit wir auch in Sachen Essen auf die Berge vorbereitet waren.

Die ersten Steigungen liessen auch nicht lange auf sich warten und es ging hoch auf die Anhöhe und dann runter bis ans Meer in das wunderschöne Collioure. Nach einer kurzen

Pause für Fotos (Claudia) und Kartenkontrolle (Olli) ging es mit bester Laune weiter. Schon diese Strecke hätte ich noch vor vier Wochen unmöglich geschafft ohne abzusteigen und jetzt zockelten wir beide beinahe gemütlich über die Strecke.

"Le  Cottage" in Argeles sur Mer

“Le Cottage” in Argeles sur Mer

Coullioure

Coullioure

Und so ging es auch weiter. Immer wieder hoch und runter mit knackigen Steigungen und ebenso knackigen Abfahrten. Die Landschaft war entsprechend spektakulär und ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich das sagen würde: Es war ein ganz toller Fahrradtag! An einem der höchsten Punkte kam dann der offizielle Grenzübergang und wir waren in Spanien. Nach etwa 1700 Kilometern Fahrtstrecke von Bonn.

Last views on France

Last views on France

Spain!!

Spain!!

Bis Llança waren es dann noch etwa 20 Kilometer – die wiederum mit Steigungen und Abfahrten gespickt waren. Falls jemand mal nach Llança kommt – Ihr solltet unbedingt versuchen im Fonall Mari zu essen. Ein tolles kleines Restaurant mit liebenswerter Bedienung und ausgezeichnetem Essen – ein absolutes Highlight!

Von Llança ging es am Tag 23 nach Palamos – die Etappe war eher flach. Allerdings mussten wir dafür erst einmal ein letztes Mal eine Steigung eines Pyrenäenausläufers erklimmen. Aber danach war es flach. In Castello Empuria haben wir kurz angehalten um das mittelalterliche Dorfzentrum und die Kirche anzusehen, bevor es dann weiter ging. Die Stecke ging immer wieder in den Pirinexus über, einen Radwanderweg der abseits der Strassen durch die Pyrenäen führt. Da der Belag wann immer wir auf ihn trafen wirklich schlecht war, wurde es zu unserem Hobby diesen als Radwanderweg 2014 ausgezeichneten Weg zu vermeiden. Unter allen Umständen zu vermeiden!

Castel with Catalan flag

Castel with Catalan flag

Castello de Empuries - Church

Castello de Empuries – Church

In Palamos erreichen wir auch ultimativ den Teil der Costa Brava, in dem sich der Massentourismus zu Hause fühlt. Positiv bedeutet Massentourismus natürlich: Man findet in der Nachsaison einfach eine Unterkunft und Restaurants sind auch zu den Zeiten geöffnet wenn kein normaler Einheimische auf die Idee käme zu essen (in Spanien: zwischen 5 und 7 am Abend… dann sind wir gerade geduscht und ausreichend ausgeruht um RICHTIG hungrig zu sein…). Also wollen wir mal nicht meckern – es hat alles seine Vorteile!

Old bridge on day 23

Old bridge on day 23

Palamos haben wir dann am Tag 24 weiter Richtung Süden die zweite “Bergetappe” in Angriff genommen. Und während Olli kaum ins Schwitzen zu kommen schien ist mir die Etappe eher schwer gefallen. Also mussten wir ein paar Pausen mehr einlegen um über die Berge der Costa Brava zu kommen. Jaja – die hat ihren Namen aus einem guten Grund… es ist eine wilde Küste. Wir haben auch eine Schweizerin, Maja getroffen, die ihre Pensionierung dazu nutzt jetzt erst mal von Zürich aus aufs Rad zu steigen und nach Malaga zu radeln. Hut ab! Es war trotz schwerer Beine eine tolle Tour – die Anstiege werden eben immer wieder durch wunderschöne Aussichten belohnt. Die Strecke zwischen Sant Feliu de Grixols ist im Volksmund bekannt als die “Strasse des Jahres”: 365 Kurven und jede mit beeindruckenden Aussicht! Endpunkt heute ist Blanes und morgen geht es nach Barcelona – wir sind auf der Zielgeraden!

Vista from "Road of the year" - Costa Brava

Vista from “Road of the year” – Costa Brava

Bis bald und Adeu!

Claudia & Olli

Tag 20 & 21: Genuss-Radeln in Roussillion

Liebe Freunde,

die letzten beiden Etappen haben Frankreich`s Süden in all seiner Schönheit präsentiert und uns 2 Tage Fahrrad-Hochgenuss beschert. Vielleicht haben wir uns auch – im besten Sinne – inzwischen daran gewöhnt, dass der Radweg eben meistens keinen guten Belag h

at (wenn er welchen hat…), dass wir jetzt oft anhalten müssen um neben der Karte noch die Offline-App für Frankreich und Google-Maps zu prüfen, ob wir denn wirklich richtig fahren. Die Etappe 20 führte uns von Sete nach Gruissan. Eine hübsche ruhige Strecke bei der man den Abschiedsschmerz von Chez Francois langsam verdauen konnte…

Gruissan

   Gruissan

Gruissan Village live

Gruissan Village live

Gruissan ist eine hübsche kleine Stadt mit ganz viel Charme. Zum verlieben schön ist die direkte Umgebung, die Richtung Port la Nouvelle, die wir am Morgen der 21. Fahrtages durchfahren sind. Am Horizont die Pyrenäen, die Marschlandschaft, wunderbare Radwege – was ein Genuss! Ich wäre am liebsten gar nicht mehr weg.

Between Gruissan and Port la Nouvelle

    Between Gruissan and Port la Nouvelle

Marshes between Gruissan and Port la Nouvelle

Marshes between Gruissan and Port la Nouvelle

Nach Port la Nouvelle fanden wir dann eine Streckensperrung – Filmdreharbeiten! Wir wurden vom freundlichen Streckenposten gebeten schnell zu fahren “na ja” meinte er dann mit Blick auf Räder und Gepäck, “so schnell es halt geht…” Und so hatten wir die Strasse von der wir den meisten Verkehr zu befürchten hatten ganz für uns alleine. Olli vermutet eine französische Tatort-Version – er hörte Schüsse (und ist definitiv auf Tatort-Entzug)!
Die Pyrenäen rückten die ganze Zeit immer näher und kündigten uns an, dass wir morgen den ersten von 2 Bergtagen haben werden. Wir versuchen die Pyrenäen mit so geringer Steigung an der Küste entlang zu überqueren wie möglich – mal sehen wie sich das dann in der Realität anfühlt. Da die Beine inzwischen deutlich besser geworden sind, ist die Panik verschwunden und Respekt gewichen. Das wird schon gehen!

Beautiful bike road after Port la Nouvelle

Beautiful bike road after Port la Nouvelle


Morgen also werden wir in Katalonien sein und damit ist das jetzt der letzt Blog dieser Reise aus Frankreich. Au Revoir von hier – morgen heisst es Benvinguts aus Catalunya!

Claudia & Olli

Tag 17, 18 & 19: Regen – Roulette

Morning vista from Theziers

Liebe Freunde!

Bei der Ankunft in Lapalud sind wir nur knapp einem stundenlangen Gewitter mit Dauerregen entgangen. Aber so was von knapp… es fing an dicke Tropfen zu regnen als wir ankamen und legte während des Abends und der Nacht richtig los. Wir hatten zum Glück Abendessen in der wunderschönen Herbege (www.ferme-terrebioprovence.com) bestellt – und wieder einmal haben wir herrlich geschlemmt!
Wir waren mit 3 Paaren am Tisch – eines aus England, das aber seit gut 30 Jahren in der Schweiz lebt, eines aus Frankreich und wir. Nach einer Weile fanden wir heraus, das die gemeinsame Sprache am ehesten Deutsch war, denn die Engländer konnten ganz gut Deutsch, der französische Herr kam aus dem Elsass und sprach perfekt Deutsch und seine Frau verstand alles, sprach aber weniger und Olli konnte ebenfalls sein Deutsch praktizieren. Es war ein herrlicher Abend!

Uns war wegen der Wettervorhersage Angst und Bange – es sah nach schlimmem Unwetter aus, was uns in den beiden kommenden Tagen bevorstehen würde. Und tatsächlich gab es in Montpellier, an dem wir am Tag 19 ja vorbei wollten schlimme Überschwemmungen. Aber wir hatten wahnsinnig Glück. Es wurden zwei tolle Fahrradtage – das Wetter war so gut, dass ich mir einen leichten Sonnenbrand auf den Armen eingehandelt habe.

Tag 17 führte uns von Lapalud über Avignon nach Theziers. Während wir die ganze Zeit ängstlich gen Himmel schauten blieb der friedlich und wir genossen die Landschaft und die schöne, ruhige Strecke. In Avignon haben wir dann in mitten der schönen alten Gemäuer zu Mittag gegessen, bevor es mit leicht überfüllten Bäuchen weiter nach Theziers ging.

Avignon -1

Avignon Pope Palace

Schwierig war bei der Etappe, dass die Streckenlänge (wir benutzen kein GPS) bis Avignon vollkommen falsch war. Wir waren 60 anstatt 35 Kilometer unterwegs – da kommt die Planung erst mal durch einander. Glücklicherweise war der zweite Streckenabschnitt von der Länge wie erwartet und wir waren am Ende etwa 90 Kilometer lang unterwegs. Wir haben in einem Weingut übernachtet, das Zimmer anbot – und zu Ollis Freude gab es eine Sauna. Da machte es fast nichts, dass wir noch ins Dorf wandern mussten, um uns mit Essen zu versorgen.

Theziers

Von Theziers ging es nach Aigues-Mortes. Wieder war Katastrophen-Wetter angekündigt und wieder war es ein schöner, sonniger Tag. Uns fiel auf, dass wir an immer mehr Pferdekoppeln und Bullen mit beeindruckenden Hörnern vorbei kamen auf unserer Strecke – das hatten wir bis dahin nie und richtig: Wir waren in der Camargue! Intern haben wir seitdem allerdings die Diskussion um das Wort “flach” verstärkt. Für mich ist eine Gelände flach, wenn ich mich im wesentlichen ohne Höhenunterschiede voran bewege. Und das schien mir nicht der Fall zu sein, da ich über weite Strecken im ganz kleinen Gang die Berge hoch hechelte und mit 40km/h auf der anderen Seite wieder runter schoss. Ergo: NICHT flach! Haha, sagt da der Olli – alles falsch! Denn, so die Finnische Logik, das gleicht sich ja aus und im Mittel ist es flach. Ihr habt keine Ahnung wie egal mir das “Mittel” sein kann, wenn ich ausser Puste bin!

Aigues-Mortes war dann ein echtes Erlebnis. Die Stadt, die der Ausgangspunkt für den 7. Kreuzzug war, hat eine komplett erhaltene Stadtmauer und eine schöne Atmosphäre in den kleinen Gassen. Im “Le Dit Vin” haben wir hervorragend gegessen – und Olli fand in seinen Austern doch tatsächlich eine kleine Perle! Die begleitet uns jetzt als ganz spezielles Souvenir. So sind dann glücklich ins Bett gefallen, um die leichte letzte Strecke bis ans Meer in Angriff zu nehmen.

Aigues-MortesIn Aigues-Mortes

Hatten wir das nicht schon mal, dass die Dinge manchmal ganz anders sind als erwartet? Die 55 Kilometer waren tatsächlich flach (auch nach meiner Definition) und es war entweder windstill oder wir hatten Rückenwind – also beste Voraussetzungen für eine nette Spazierfahrt immer am Wasser lang. Denkste!

bad bike road between Aigues-Mortes and Sete

Die Strecke war die eindeutig schwierigste’ die wir bisher gefahren sind. Kurz hinter Aigues-Mortes ging der Radweg von Kies auf Lehm und von da in die Baustelle einer Strasse. Tiefer, vom Regen der letzten Tage vollkommen aufgeweichter und nasser Lehm machte das Fahrradfahren sehr langsam und sehr kraftaufwändig. Als des einmal überstanden war landeten wir auf einer normalen Strasse – die sich in eine Schnellstrasse verwandelte. Das war dann zwar schneller zum Radeln aber ziemlich stressig. Und weil es so schön ist, hatten wir die Kombination aus Baustellen-Radweg und Schnellstrasse später noch einmal. Nach den 50 Kilometern waren wir fix und fertig. Aber: Wir sind in Sete und heute Abend geht es zu “Chez Francois” wo wir lecker Meeresfrüchte essen werden. Und morgen ist Ruhetag – nach 1551 gefahrenen Kilometern eine echte Wohltat!!!

Und falls es Zweifel gibt – hier sind wir bei Chez Francois – einer der Gründe für eine lange, lange Fahrradreise…
Seafood at Chez Francois! _1

Seafood at Chez Francois! _2

Bis dann

Claudia & Olli

Tag 16: Brückentag der anderen Art

Liebe Freunde,

Die heutige Etappe führte uns von Le Pouzin bis nach Lapalud – und dank unseres liebeswerten Gastgebers in Le Pouzin, Dominic wurde es eine ganz wunderschöne Etappe. Wir haben ja gestern schon beschrieben, dass wir immer wieder Schwierigkeiten haben, die Strecke der ViaRhona zu identifizieren und auch in Le Pouzin war das der Fall. Ein wenig abgeschreckt vom Verkehr der Hauptstrasse, die für viele Kilometer der Zugang zur ViaRhona zu sein schien wollte wir komplett auf die andere Rhoneseite ausweichen. Als Dominic (der kein Englisch spricht, aber trotzdem tapfer mit uns kommunizierte) nach unserem Weg für den Tag fragte und wir ihm erklärten und zeigten was wir vorhatten, war er nicht glücklich. “Nein, nein: Keine gute Idee – viel zuviel Verkehr auf der andern Seite, warum wir nicht einfach die Strasse gerade aus fahren, unter der Eisenbahn durch und dann links? Voilá dann wären wir auf der ViaRhona!” Olli, der bei uns die Streckenplanungshoheit hat dachte kurz nach und wir folgten der Beschreibung. Und das war eine gute Entscheidung!
ViaRhona Signpost
Es war der bisher schönste Abschnitt der ViaRhona – ruhig, toll ausgebaut und immer wieder ging es auf 5 kleinen charmanten Brücken über die Rhone oder einen ihrer kleineren Seitenarme. So sind wir über eine der grossen Schleusen gefahren und über eine alte Brücke, deren 3 alte Steinpfeiler nur Platz für je ein Auto boten – auf einer Strasse mit Gegenverkehr wohlgemerkt. Da diszipliniert sich der Verkehr dann ganz automatisch – es ist wenig los auf der Brücke und diejenigen, die da fahren, nehmen die Geschwindigkeit gelassen… Unser absoluter Favorit war jedoch die Hängebrücke! Nein, nicht falsch gelesen: HÄNGEBRÜCKE!! Wir waren vorher schon ganz hin und weg von der Burg Chateau Rochemaure, die sich auf dem Berg auszubreiten begann. Die Burg ist noch im leicht zerfallenen Zustand riesig und beeindruckend. Chateau RochemaureAls wir uns von der Burg abwandten fanden wir uns auf einem Weg zu einer richtig alten Brücke – und auf diese Brücke passen auch beim allerbesten Willen keine Autos. Zwischen die Jahrhundertealten Brückenpfeiler hat man eine Hängebrücke aus Stahl für Radfahrer und Fussgänger installiert – einfach genial! Es ist ein wirklich bemerkenswertes Erlebnis über die Brücke zu fahren. Man kommt durch den alten Steinbogen und fährt gefühlt ins Nichts – unter uns leichte Metallplatten, links und rechts ein Stahlnetz das mit einem Stahlseil zum Greifen abschliesst. Und dann lässt man rollen und versucht sich staunend auf den Mittelpfeiler zu konzentrieren und dann danach den Endpfeiler anzupeilen. Geschätzte 200 Meter wird die Konstruktion lang sein, die so phantastisch alte und neue Architektur verbindet. Alleine schon diese Brücke ist eine Reise wert!
Hanging bridge near Chateau Rochemeareau
Hanging bridge
Wir waren heute auch wieder einmal entzückt über die Hilfsbereitschaft der Leute in dieser Gegend. Wir sind 2-mal angesprochen worden, ob wir uns verirrt hätten und dann mit Engelsgeduld wieder auf den richtigen Weg geleitet worden. Wirklich toll! Und ich finde es auch immer wieder schön, wenn wir mit Enthusiasmus von anderen Radfahrern gegrüsst werden. Während das “Bon Jour” im Elsass und Franche-Comte eher gehaucht wurde wird es hier geschmettert – sehr schön!!

Der auffrischende (Gegen-) Wind kündigte an, dass der Wetterbericht (hier benutzen wir übrigens: http://www.yr.no – die sind die besten, die wir bisher gefunden haben) leider nicht falsch war und heftiger Regen aufzog. Also haben wir gestrampelt wie die Wilden und es mit dem ersten Donnergrollen und den ersten Tropfen ins Gite geschafft. Dieses Mal schlafen und essen wir auf einem Bio-Bauernhof. Das Gebäude ist wieder ein schönes altes Haus, das mit viel Liebe zum Detail umgebaut worden ist [www.ferme-terrebioprovence.com].

Wir vermuten, dass wir in den kommenden 2 Tagen mit Dauerregen zu tun haben – mal sehen, was es dann davon zu berichten gibt.

Bis dann

Claudia & Olli

Tag 14 & 15: Endlich Süden!

Toulon

Liebe Freunde,

es ist ein wenig schwierig diesen Etappen zu beschreiben… Der Grund ist, dass man eigentlich die etwa 100 Kilometer zwischen Macon und gut 30km südlich von Lyon besser vergessen sollte. Es war einfach nicht schön und das setzte sich auch darin fort irgendwie wieder aus Lyon heraus zu finden… Die besagten 30 Kilometer waren davon geprägt, dass wir keine Radwege finden konnten und mitten im dicksten Verkehr unterwegs waren. Von Autos und LKWs umgeben haben wir uns irgendwie durch geschlagen, bis wir den Eingang zur “Via Rhona” fanden. Diese Radroute sollte uns zuerst zur Rhone und dann an der Rhone entlang Richtung Mittelmeer führen.

Die Via Rhona ist nichts für schwache Nerven. Wir haben bisher so ziemlich alles gehabt: Fehlende Ausschilderungen, perfekte Wegweiser, kaum befahrbare Fahrstrecken und perfekte, tolle Fahrbeläge. Immer schön abwechselnd, damit es nicht langweilig wird 🙂 Die zweite Hälfte der Strecke wurde dann aber immer schöner und die Leute auch immer freundlicher (auch das war rund um Lyon eher deprimierend) und so waren wir in Toulon dann wieder bester Laune.
Olli helps anoter cyclists en route
Der heutige Tag war kurz (rund 65km) und richtig schön – die Landschaft wurde immer mehr so, wie wir uns den Süden vorstellen, Valence war sehr schön und belohnte den Besuch mit einem wunderbaren Mittagessen…. und so haben wir die Strecke bis Le Pouzin in vollen Zügen genossen. Der Gegenwind heute war zwar ordentlich, aber da wir bisher quasi immer Rückenwind hatten geht das quasi als ausgleichende Gerechtigkeit in Ordnung.
Chambre d`Hote in Le Pouzin

Chambre d`Hote in Le Pouzin - including dog
Das lustigste was uns bisher passiert ist war übrigens vor einem Supermarkt kurz hinter Lyon. Wir wurden von einem älteren Ehepaar angesprochen – und während ich versuchte aus den freundlichen Worten etwas zu verstehen, tippt die Frau ihren Mann an und sagt: “Schatz, ich glaub die sprechen kein Französisch. Sieh mal wie die reisen – das macht kein Franzose!” Das habe ich verstanden und mich beinahe weggeworfen vor lachen 🙂

Morgen geht es Richtung Orange – wir kommen dem Mittelmeer immer näher!

Bis bald,

Claudia & Olli