Was ist es, das das Leben in einem anderen, fremden Land so spannend macht? So faszinierend? So… geheimnisvoll?
Sind es exotisch anmutende Gebäude, die fremdartigen Geräusche, die Sprache, die man nicht oder nicht so gut versteht? Ja – aber viel mehr als das liegt das Geheimnisvolle in den Sitten und Gebräuchen, die sich von dem unterscheiden, an das man gewöhnt ist. All die Kleiningkeiten, über die man nie nachgedacht hat – und über die man bevorzugt auch nicht nachdenkt, weil das so schrecklich anstrengend sein kann.
Als deutscher Expat aus dem Rheinland sind die Niederlande gefühlt Auslandseinsatz light. Man ist nur rund 350 Kilometer von zuhause weg, das Klima ist vergleichbar, die Leute auf der Strasse sehen so aus wie zuhause, man hat keine Zeitverschiebung – alles easy. Wenn es da die Tücke im Detail nicht gäbe… Denn im Alltag staunt der Deutsche dann doch an vielen Stellen und kommt bestimmt ganz wenig locker rüber bei den niederländischen Mitbürgern.
Wieso? Also, stellt Euch mal die folgende Situation vor: Ihr kommt an einem x-beliebigen Tag aus dem Büro.
Es ist ungefähr 17:30 Uhr und Ihr seid bester Laune.
… Der ideale Moment um in der Stadt noch nach diesen hinreissenden Schuhen zu schauen, sie anzuprobieren und zu kaufen! Ja!!
Also rauf auf’s Rad, in die Stadt und um Viertel vor sechs stehst Du dann vor dem Schuhladen in der Innenstadt und darfst staunend mit erleben, wie die Verkäuferinnen mit Staubsauger durch das Geschäft wirbeln und Dich sehr offensichtlich ignorieren (es ist ein guter Tag – an einem schlechten wirst Du sofort darauf hingewiesen, dass es zu spät ist und Du ein anderes Mal wieder kommen sollst). Auch wenn das Geschäft “erst” um 18:00 Uhr schliesst, so heisst das noch lange nicht, dass man bis dann auch einkaufen kann. Nach Niederländischer Sitte wird alles so vorbereitet, dass um 18:00 Uhr wirklich Schluss ist und nicht noch aufgeräumt werden muss. Für mich heissen die Landenöffnungszeiten plus diese ungeschriebene Regel aber vor allem eines: Ich schaffe es nie unter der Woche einkaufen zu gehen.
Mein erster Aufenthalt im Land war von einem tiefen Kulturschock diesbezüglich gekennzeichnet. Ich habe immer wieder vor verschlossenen Türen gestanden – ganz Den Haag mit hochgeklappten Bürgersteigen ab 18:00 Uhr…. im Grunde verstehe ich das noch immer nicht. Aber immerhin renne ich keine geschlossenen Türen mehr ein. Na ja… meistens…. Der durchschnittliche Arbeitnehmer shoppt also am längeren Donnerstag Abend, Samstag und Sonntag (ab 13:00).
Die Ausnahmen sind übrigens Supermärkte. Die haben deutlich länger auf – meine Rettung für die Grundversorgung!
Aprospros Supermärkte: Dort findet man neben Lebensmitteln auch Medikamente. Auch das in Deutschland undenkbar. Und da es nur wenige Apotheken gibt mit extrem restiktiven Öffnungszeiten (man lese: deutlich weniger “lang” als der Schuhladen) versogt man sich mit Aspirin und Co, Allergiemitteln etc im Supermarkt um die Ecke.
Und da sag noch einer, es gäbe keine Faszination im Alltag!